8. Tag: Gegensätze

In dem kuscheligen Bett habe ich fantastisch geschlafen! Eine Besonderheit, da es mir ansonsten meist hier schwer fällt (schmale Stockbetten mit oft schlechten Matratzen etc.). Das Frühstück war natürlich lecker und die Sonne lachte auch vom Himmel. Dem Aufbruch stand nichts entgegen. Erst ging es, den Römern sei Dank, auf der alten Via Romana mit sanfter Steigung zum Colle di Tenda (1871m).


Über den Pass verlief ein historisch wichtiger Verbindungsweg zwischen Piemont und Provence, die Via di Sale. Eine Festung nach der anderen reiht sich hier auf und wir nahmen erstmal den Weg in die falsche Richtung. Am Tenda Pass verlaufen so viele verschiedene Straßen, Wege und Pfade (irgendwie hat hier jeder gebaut), da konnte man schon mal den Überblick verlieren. Dank moderner Technik, Björn hatte sich die GPS Tracks für den Rother Wanderführer heruntergeladen, fanden wir aber auf den richtigen Weg zurück. Leider verlief der erstmal direkt über einen (mal wieder steilen) Kamm, man könnte auch sagen, geradeaus auf den Berg.


Ich habe es ja erst für einen Scherz gehalten…, redete mir aber ein, dass es eine Abkürzung sein müsse. Der Weg verlief eine Weile auf dem Kamm mit entsprechenden Tiefblicken und wir nahmen gleich noch einen kleinen Gipfel, den Cima Beccorossi (2114m) mit. Dann ging es in einem großen Bogen (dafür ohne großartige Höhenmeter) auf einer Militärstraße aus der Mussolini Zeit über den Colle della Perla zum Colle Boaria. Zwischenzeitlich waren wir auch in Frankreich (und hatten prompt Handyempfang). Die Militärstraße ist eine Panoramastraße sondergleichen und bei Auto- und Motorradfahrern, sowie Mountainbikern sehr beliebt. Darum waren wir ganz froh als wir beim Colle Boaria auf einen schmalen Militärweg aus Napoleons Zeiten wechselten. Auch das Aussehen der Berge wechselte und wir kamen in ein eindrucksvolles Karstgebiet.


Leider wurde es immer dunkler und wir hörten auch schon Donnergrollen in der Ferne. Von einem Gewitter wollten wir nun nicht erwischt werden… Wir steigerten unser Tempo und schafften es tatsächlich zeitgleich mit den ersten Regentropfen beim Rifugio Don Babera anzukommen. Das war knapp! 


Das Rifugio war der krasse Gegensatz zu unserem komfortablen Hotel von heute morgen. Das Zimmer mit Zusatzbetten vollgestellt, nur ein Waschraum für beiderlei Geschlecht, die Toiletten nicht abschließbar und die Türen schlossen auch nicht richtig, die Duschen trotz extra zu erwerbender Duschmarken kalt und dann das ganze Rifugio noch rappelvoll. Kurzum, mir gefiel es nicht so… Als wir gerade mit dem Duschen fertig waren, kamen auch Ralf und Ursel patschnass an. Die beiden waren schon mit uns in Trinità angekommen, haben mit uns in Palanfrè gemeinsam Abend gegessen, nur in Limonetto waren sie woanders abgestiegen. Sie waren vom Gewitter überrascht worden und haben in ihrer Not bei einer kleinen Hütte angeklopft. Der Bewohner, ein rumänischer Schäfer, hat sie freundlicherweise zum Rifugio gefahren. Nach 1/2 Std. Gewitter herrschte wieder schönster Sonnenschein, als wäre nichts gewesen und wir genossen noch ein wenig die Aussicht auf einer kleinen Kuppe hinter dem Rifugio. 


Ein weiterer Lichtblick waren 3 sehr lustige Engländer, die völlig dem Klische entsprachen. Sie hatten einen sehr trockenen Humor, waren sich nicht zu schade sich über sich selbst lustig zu machen, aber mit Stil. Sie machen gerade die Tour de Magarais, nehmen aber auch mal gerne querfeldein Abkürzungen bzw. den direktesten Weg auf den Berg. Jedenfalls erzählten sie und auch von den diversen Höhlen, die es hier im Karstgebiet gibt und auch von einer in der sie waren. Damit war ein neuer Plan gefaßt. Ursprünglich wollten wir 2 Nächte im Don Babera bleiben, aber nun würden wir stattdessen zum Rifugio Mongioie laufen und unterwegs die Höhle mitnehmen. 


Das Abendessen war mit über 60 Leuten sehr laut. Aber im Anschluss gab es noch einen schönen Sonnenuntergang direkt vor der Tür. 

Arrucador – Rifugio Don Babera +960 Hm / -280 Hm ca. 19 km unterwegs 7 Std.


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