4.-8. Tag Singalila Ridge Trek – Was nicht tötet härtet ab

Wenn ich gewusst hätte, was uns erwartet,hätte ich es mir noch 2x mehr überlegt, ob wir den wirklich machen wollen… Der Trek ist zwar technisch einfach, dafür wirkt sich das Drumherum mehr als erschwerend aus… Am ersten Tag wurden wir von Darjeeling aus nach Dhotrey gebracht. Von dort ging es zu Fuß zur ersten Lodge in Tonglu. Am zweiten Tag weiter nach Kalipokhari, dann am dritten Tag bis Sandakphu, der vierte Tag endete in Molley, um am fünften Tag in Rimbick zu landen. Eine genaue Beschreibung der Tage läßt sich bei Maike nachlesen. Wir sind durch schöne Landschaft gewandert (Rhododendren und Magnolien sind hier riesige Bäume  aus denen sogar Möbel gebaut werden, Yaks und Adler haben wir gesehen) hatten mehrheitlich Glück mit dem Wetter (es zog sich immer erst gegen Nachmittag  zu und regnete), aber die tollen Panorama Blicke auf den Himalaya Hauptkamm mit vier 8000ern etc. blieb uns leider verwehrt – eigentlich der Grund weshalb wir den ganzen Trek machen wollten 🙁 Lediglich der Kangchendzönga hat sich zum Sonnenaufgang in Tonglu blicken lassen (zugegebenermaßen recht schön und beeindruckend).  

  

 Was für mich eine neue Erfahrung war, war die Höhe und ihre Auswirkungen. Bei meinen bisherigen (Alpen-)Wanderungen habe ich die 3000m eigentlich nie überschritten und war doch ein wenig überrascht. Ich wurde erstaunlich kurzatmig und wenn ich tiefer eingeatmet habe, hatte ich das Gefühl es kommt nichts an. Tat es anscheinend auch nicht, da auch sofort die Beine schlapp wurden. Also gaaaaanz langsam den Berg hoch – aber das zählt ja zu meinen Spezialitäten 😉 Nach einer Nacht auf der jeweiligen Höhe ging es besser, allerdings mussten wir dann auch meist  höher. Außerdem schlief ich viel unruhiger, das Herz klopfte schneller, ich wachte häufig auf, konnte nicht wieder einschlafen und auch die Blase meldete sich wesentlich  häufiger (am höchsten Punkt dann gerne alle 2 Stunden in der Nacht…) Aber bis auf Kopfschmerzen in Sandakphu haben wir ansonsten die Höhe gut vertragen.  

  

 Womit wir jedoch nicht gerechnet haben war diese furchtbare Kälte. Solange wir uns tagsüber bewegten und womöglich ein wenig Sonne heraus kam (häufig liefen wir auch im Nebel bzw. den Wolken) war alles in Ordnung, kamen wir jedoch zur Ruhe, wurde es sehr schnell sehr kalt und man wusste überhaupt nicht mehr, was man noch tun sollte um sich warm zu halten. Wir hatten schon alle Kleidung in Schichten übereinander, uns in diverse Decken gehüllt und die Küche aufgesucht, wo das Kochfeuer brannte und froren trotzdem noch und nachts zur Toilette zu gehen war mal gar keine Freude. Ohne unsere Daunenjacken und -Schlafsäcke wären wir völlig verloren gewesen. – Hier nochmal ein Dank an Albert aus unserer Vietnamreisegruppe, der mir nahe gelegt hat einen sehr warmen Schlafsack zu kaufen! Ja meiner mit  Komfortbereich bis -10’C konnte es gerade so schaffen… Apropos Komfort, das war das Nächste, was uns zu schaffen machte. Die Unterkünfte sind derartig spartanisch, dass wir auch hier an unsere Grenze kamen. Die Lodges sind Hütten aus dünnem Holz, die in diverse Kämmerchen unterteilt sind. mal mit mehr, Mal mit weniger Betten bzw. Holzpritschen (Maike hätte gerne noch die Sandsack-Kopfkissen erwähnt)- wir hatten zum Glück fast immer eine Kammer für uns allein. Alles gar nicht isoliert, völlig ungeheizt und sehr hellhörig. Heißt man hört jedes Schnarchen, Husten etc. Licht gibt es meistens nicht, falls ja, nur abends für zwei Stunden. Die Toiletten sind wahlweise am Ende des Ganges oder draußen. Fließend Wasser gibt es nicht, stattdessen steht neben dem (Steh-)Klo ein Eimer mit Wasser (Regenwasser o.ä.) und einer Art Messbecher mit dem man etwas Wasser raus schöpft und zum Spülen verwendet. Gleichzeitig dient die Toilette als Badezimmer, wenn man mal ein Schüsselchen heißes Wasser ergattern kann, dann wäscht man sich hier oder läßt es bleiben…  

 (Die Spülung ist nur Deko…) Das Gute an der Kälte, es stinkt nicht so sehr und ich war sehr froh auf meinen Reiseführer gehört und Feuchttücher und Handdesinfektion mitgenommen zu haben. Das Fazit: zu zweit ist man weniger allein – ohne Maike hätte ich das nicht ausgehalten. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ traf hier definitiv zu. Besonders die letzte Nacht in Molley war derartig schrecklich, dass ich mir nur wünschte sie geht so schnell wie möglich zu Ende, damit man dort schnell wieder wegkommt. Sogar meine schwache Blase hat es geschafft sich zusammen zu reißen, so dass ich nur einmal dieses bis zum Rand vollgesch… Klo benutzen müsste – nein, raus konnte ich nicht, da es gewitterte und aus Eimern schüttete. Nur unserem Guide Dipesh dürfte es noch schlechter gegangen sein, er hatte keinen Schlafsack mit und lediglich eine dünne Decke ergattert. So war er dann auch genauso glücklich wie wir als wir das Hotel in Rimbick erreichten. Ein Lichtblick war jedoch Wuz (so haben wir ihn getauft). Das war der schwarz-weiße Hund der kurz hinter Sandakphu zu uns stieß und beschloß uns zu begleiten. Er blieb treu an unserer Seite, entwickelte schnell einen Beschützerinstinkt und schlief in Molley am Ende unserer Betten, um uns zu bewachen. Selbst als ich draußen auf Klo ging folgte er mir vorsichtshalber. Auch in Rimbick wachte er vor unserer Zimmertür. Seine Fürsorge endete erst als wir die Nacht gut geschlafen hatten. Dann machte er sich auf den Rückweg und wir „zoom zoom“ (heißt auf Nepali soviel wie „Los, weiter gehts“) zur Karmi Farm.  

 


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