2. Tag: Marodierende Hähne

Das Wetter sollte heute noch mal gut werden, daher stand Aussicht auf dem Plan.

Auf einer langen Fahrt in den Osten der Insel gab es unzählige zum Teil wunderschöne Aussichtspunkte, sogenannte Miradouros. Wobei das dem Ganzen nicht gerecht wird. Viele Aussichtsplattformen waren eher mittelgroße Parks. Mit Bänken (häufig auch überdacht), Grillmöglichkeiten, Toiletten und liebevoll angelegten Gärten. So entwickelte sich dann auch schnell ein „Miradouro-Hopping“.

In Faial da Terra stand dann wieder ein Wasserfall (davon gibt es hier viele), der Salto do Prego und das verlassene Dorf Sanguinho auf dem Programm. Wieder (gestern auch schon) kam uns der Wald hier dschungeliger vor als der Dschungel in Vietnam und es piepste und tschierpte von allen Seiten.

Entdecken ließen sich allerdings nicht so viele Vögel und fotografieren schon gar nicht, aber ihr Konzert war sehr schön – der Wasserfall übrigens auch 😉

Die ‚Rotte‘ Hähne, die uns auf dem Aufstieg schon aufgelauert hatte, wurde fast schon aggressiv als wir auf dem Rückweg kurz Pause machten und den Rucksack öffneten um Wasser zu trinken. Wohl in Erwartung von Krümeln hüpften zwei Hähne beinahe hinein. Als wir weiter gingen wurden wir ziemlich beschimpft bzw. uns wurde ordentlich nachgekräht.

Ein Hahn lief auch noch ein gutes Stück hinter uns her und gab erst in der verlassenen Siedlung auf…

Leider hatten wir auf dem Rest der Tour nicht mehr so viel Glück. Der Weg zum Miradouro do Pico Bartolomeu war von riesigen Schlaglöchern übersät. Mit dem Leihwagen hatten wir keine Chance und mussten schon bald wieder umdrehen. Es wurde langsam bedeckt, hinzu kam auch noch eine Baustelle am nächsten Miradouro, der uns Aussicht auf den gesamten Osten der Insel beschert hätte, so dass wir ihn links liegen ließen…

In Furnas gelang es mir dann endlich mal die Romeiros zu fotografieren (heißt – nicht verwackelt, mit Lenkrad, von hinten o.ä.), da wir direkt an ihnen vorbei fuhren. Die ersten hatten wir schon gestern auf dem Weg nach Mosteiros gesichtet und heute immer wieder mal größere und kleinere Grüppchen, die uns allerdings immer entgegen kamen. Da im Hotel sowohl Warn-, als auch Infozettel auslagen, wussten wir zumindest was es damit auf sich hat: Romeiros sind Pilger, die sich in der Fastenzeit für sechs Wochen auf den Weg um die Insel machen und in jeder Kirche, Kapelle o.ä. halt machen, die der Nossa Senhora (unserer lieben Frau bzw. Maria) geweiht ist. Insgesamt mehr als 100 Stops. Gut erkennbar sind sie an ihren Umhängen und Schals (und ihrem Gesang -Beten…). Jeden Tag wird um 3.30 Uhr gestartet und geendet erst um 19.00 Uhr – kein Wunder, dass Björn sie prompt als religiöse Fanatiker bezeichnete. Allerdings wohl nicht so sehr wegen der Zeiten und dem Wandern, sondern eher wegen dem Singen 😉 Vorne läuft der Führer, der Weg und Tempo vorgibt und ganz am Ende folgt mit ein wenig Abstand der „Seelensucher“, der Gebetsanfragen entgegen nimmt. Durchgeführt wird dieses Art von Pilgern wohl schon seit dem 16. Jahrhundert. Achja, und es ist (natürlich) ein reines Männerding…

Abends hatten wir dann Zeit Ponta Delgada zu erkunden. Entgegen der Meinung unseres Reiseführers ein hübscher Ort.


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