Antwerpen

Statt Alpen und Berge gibt es diesmal Frankreich und Küste – wohl doch zu viel gewandert im letzten Jahr. ?

Aber da der Weg recht weit ist erstmal einen Zwischenstopp in Antwerpen:

Wir sind gut durchgekommen und stehen vor der ehemaligen Garage, die die nächsten zwei Tage unser Zuhause werden soll. Die freundlichen Besitzer zeigen uns die liebe- und geschmackvoll eingerichtete Wohnung und erzählen uns ein wenig von der Geschichte. 1925 gebaut als Garage und Wohnhaus des Chauffeurs einer wohlhabenden Familie. Wir bewundern noch kurz unser Domizil, aber dann wollen wir auch schon in die Stadt.

Antwerpens Altstadt ist sehr schön. Verwinkelte, enge Gassen, haufenweise Häuser mit Treppen-Giebeln, viele imposante alte Gebäude. Aber auch sehr viele Touristen. Vorwiegend in Form von Junggesell:innengruppen (laut). Es gibt aber auch die ‚Schnäppchenjäger‘, die Schlange stehen bei Louis Vuitton (leise). Erstere wiederum befinden sich gerne in einem der unglaublich vielen Restaurants mit Außengastronomie.

Nach 3 Stunden kreuz und quer durch die Gassen sind die Füße platt und der Magen möchte Abendessen. Das finden wir in einem eher belgischen Lokal mit nettem, überdachten Hinterhof in der Nähe unserer „Garage“. Käse- und Krabbenkroketten werden probiert (und als lecker befunden) und auch das Bier der hiesigen De Koninck Brauerei schmeckt sogar mir „Nicht-Biertrinkerin“ ausgesprochen gut. Um alles perfekt zu machen taucht auch kurz nachdem wir bestellt haben eine 17 köpfige Junggesellentruppe auf und nimmt am gegenüber liegendem Tisch Platz. Die Auswirkungen verschiedener Alkoholpegel ließen sich so trefflich studieren. Danach dann nur noch die Füße hoch im lauschigen Hinterhof unserer Garage.

Am nächsten Tag haben wir viel Zeit um das Stadtzentrum zu erkunden. Zunächst geht es zum Vogelmarkt, wo wir keinen einzigen Vogel entdecken können. Dafür hier und auf weiteren Märkten viele asiatische und afrikanische Objekte. Aber leider auch diverse Gegenstände, die wohl noch direkt aus der belgischen Kolonialzeit stammen und mehr als deutlich das damalige Weltbild zeigen, sowie verschiedene Wehrmacht Memorabilia ☹️

Unser zweites Ziel – der alte Fußgängertunnel unter der Schelde aus den 30ern. Dort geht es mit der alten original Rolltreppe aus Holz hinunter. Laut quietschend bringt sie uns zum Tunnel, wo es angenehm kühl ist. Der Tunnel liegt offenbar auf einer beliebten Joggingrunde und Rennradstrecke. Mehrfach werden wir von Rennradfahrer:innen und Jogger:innen überholt. Von der anderen Seite haben wir einen schönen Panoramablick auf Antwerpen, ansonsten gibt es nicht sonderlich viel und wir verschwinden schon bald wieder mit der quietschenden Rolltreppe im Untergrund, die im übrigen mein persönliches Highlight ist.

Nach einem kurzen Abstecher ins Grafikmuseum geht es weiter zum Jachthafen und dem MAS.

Das MAS ist ein interessantes Museums Gebäude, welches auf 10 (mit Rolltreppen verbundenen) Etagen unterschiedliche Ausstellungen versammelt. Wir wollten aber nur aufs Dach, um einen Blick auf die Stadt von oben werfen. So fahren wir Rolltreppe um Rolltreppe nach oben und kurze Zeit später auch wieder runter.

MAS

Direkt um die Ecke gibt es noch ein historisches Stapelhaus (Speicherhaus) zu bewundern und auf dem Rückweg dann den Beginenhof – ein lauschiges Plätzchen, dass der aus der Zeit gefallen zu sein scheint.

Nach einer Pause gehen wir noch mal los um den Zentralbahnhof anzugucken. Der Weg führt uns durch das Diamanten Viertel, was im Gegensatz zum Handelsgut schrecklich langweilig, trist fast schäbig aussieht. Mag auch am Sonntag liegen und daran, dass viele Geschäfte zu und ihre Auslagen leergeräumt haben, aber schön geht anders. Völliger Kontrast – der Bahnhof. Monumental ist wohl das richtige Wort um die gigantische Eingangshalle zu beschreiben.

Central Bahnhof

Zufällig landen wir dann noch in ‚Chinatown‘. Schlagartig hat sich der Charakter der Stadt verändert. Alle Schilder sind chinesisch. Vereinzelt einige afrikanische Läden. Lange nicht so geleckt wie bislang. Wir entdecken auch spannende Kombinationen wie polnisch-afrikanische Restaurants oder polnisch-afrikanisch-asiatische Geschäfte.

Chinatown

Nach einer Weile ändert sich das Bild erneut. Mehr und mehr sind Jungen mit Schläfenlocken, Frauen mit einer einheitlichen Perücke und Männer in schwarzem Mantel und Hut zu sehen. Antwerpen hat eine große jüdisch-orthodoxe Gemeinde und wird auch als Israel Europas bezeichnet. Kurze Zeit später sind wir zurück bei der Garage.

Nach einem langen Tag (mein Handy behauptet 29.671 Schritte bzw. 20,5 km) geniessen wir ein leckeres Essen bei einem Libanesen um die Ecke und gehen zufrieden ins Bett.


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