8. Tag: Peccia – Rifugio Rivetti

Mit gemischten Gefühlen verließen wir unsere wunderbare Unterkunft. Die Tour heute wird sehr lang und hoch – sozusagen der Tag der Höhepunkte (höchster Pass, meiste Höhenmeter im Anstieg und höchster Schlafplatz). Nach dem ersten Pass soll im exponierten Abstieg knietief Schnee liegen und die Wettervorhersage sagt Regen voraus. Spitzen Ausgangslage ? Naja, wir werden sehen wie es dann tatsächlich aussieht.

Erstmal wanderten wir den Fluß entlang bergauf. Links und rechts steile, bewaldete Berghänge, mittendrin der Wildbach und um uns herum Alpenblumen. Da es noch sehr nebelig war, schien die Landschaft direkt einer chinesischen Tuschezeichnung entsprungen zu sein. Wunderschön und sicherlich die schönste Tour bislang.

Während wir noch unsere Blicke schweifen ließen und die Landschaft bewunderten, stand plötzlich ein Bagger direkt vor uns auf dem Weg. Wie bitte ist der hier hoch gekommen? Dann fiel uns ein, die Wirtin hatte uns gestern gesagt, dass es im letzen Oktober starke Unwetter gegeben hatte, die viel zerstört hatten und die Wege noch für den Almauftrieb kommende Woche vorbereitet werden müssten. Trotzdem fragten wir uns wie sich das Gerät auf den schmalen Wegen bewegt. Die beiden Baggerjungs schienen jedenfalls Spaß bei ihrer Arbeit zu haben…

Heute haben wir sogar ein Paar Tiere gesehen. So rannte eine Gams neben uns über ein Schneefeld, ein Adler kreiste kurz über uns und mehrmals sahen wir aus den Augenwinkeln Murmeltiere von dannen huschen.

Das Gelände blockiger und nachdem wir einen kleinen Fluss überquert hatten, der Menschen mit kurzen Beinen vor Herausforderungen stellte, erreichten wir die Alpe Maccagno. Leider war sie noch nicht bewirtschaftet und so mussten wir auf unser Brot und Käse zurückgreifen. Sehr archaisch wie die Alpler hier ihre Sommer verbringen. Kein Strom, kein fließend Wasser – eigentlich nur ein Dach über dem Kopf…

Noch relativ fit erreichten wir den Lago Nero, der sogar noch teilweise gefroren war. Nun ging es steil zum ersten Pass. Die Blöcke wurden größer, aber der Aufstieg machte Spaß. Zu unserer Überraschung lag der Schnee VOR dem Pass. Wir musste zwar durch einige Schneefelder durch, aber sie stellten kein Problem da und so standen wir bald am höchsten Punkt des Tages, dem Passo del Maccagno (2495m).

Auch der exponierte Abstieg war halb so wild, aber ein wenig Hand bzw. Poeinsatz war schon gefragt ?Steil ging es auf eine Hochebene und über diese zum nächsten Pass, dem Colle Lazoney (2395m). Die Querung war allerdings eher eine Wattwanderung, da die Hochebene wohl vor kurzem noch von Schnee bedeckt und nun quatschnass war. Es lebe der Gore Tex Wanderschuh! Danach sollte der Weg weitgehend höhengleich weitergehen. Die Wirklichkeit sah anders aus und es ging immer wieder hoch und runter. Nach einer Weile waren wir müde und zermürbt.

Leider mussten wir noch einmal über extrem blockiges Gelände zum letzten Pass aufsteigen. Dort galt es auch ein weiteres, steileres Schneefeld zu queren. Endlich am Colle della Mologna Grande (2364m) angekommen versank alles dahinter im Nebel. Wenige Minuten später klarte es zum Glück wieder auf, wir konnten das Rifugio Rivetti (2150m) schon unter uns sehen und hatten es bald geschafft.

Das Rivetti ist ein typisches CAI (Club Alpino Italiane – italienisches Pendant zum DAV) Rifugio. Schon etwas in die Jahre gekommen und recht spartanisch (kalte Dusche – Türen zu Dusche und Toilette so verzogen, dass sie sich nicht schließen lassen – kein Licht im Zimmer- sehr hellhörig). Aber das Hüttenteam ist sehr energiegeladen und mit Elan bei der Sache. Beim Kochen und Essen wurde das ganze Rifugio mit lautem Rock‘n Roll beschallt und auch die eine oder andere Tanzeinlage eingelegt. Das Abendessen war für italienische Berge eher ungewöhnlich – komplett vegetarisch (aber wie gewohnt sehr lecker). Ungewöhnlich auch die Erfahrung mal wieder mit vielen Leuten (es sind außer uns und dem anderen deutschen GTA Paar noch zwei Gruppen mit je 8 Personen hier) in einem Raum zu sitzen und gemeinsam zu essen…

Rauf: 1200m Runter: 540m Distanz: 16km Dauer: 8,5 Std.

Cena: Linsensuppe – Foccacchia mit Houmous – Blumenkohl mit Bechamelsauce und Parmesan – Bergrhabarber – Salat – Panna Cotta


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